Mitte 2024 ist bei Schott ein kleines, praxisorientiertes Buch erschienen, das genau das beinhaltet, was uns hier interessiert: 44 Übungen, die Geist und Körper auf das Instrumentalspielen im pädagogischen Kontext vorbereiten.
In diesem Artikel finden Sie eine Beschreibung des Buchs sowie meine Meinung als Instrumentalpädagogin und Yogalehrerin dazu.
Das Buch: Ein Begleiter für alle Instrumentallehrer*innen
Zum Thema sind schon viele Bücher erschienen, wie zum Beispiel dieses von Furugh Karimi oder dieses von Angelika Stockmann, was eine sehr gute Nachricht ist.
Was dieses Buch von den anderen unterscheidet, ist seine Prägnanz und Griffigkeit: Die 44 Übungen samt Gebrauchsanweisung, Literaturliste und Überblickstabelle passen auf knapp 80 Seiten. Es ist also leicht und dünn und findet seinen Platz in jedem mit Noten vollgepackten Arbeitskoffer!
Die Übungen decken vier wichtige Elemente des Instrumentalunterrichts ab.
- Der Körper wird aufgewärmt und die Körperwahrnehmung wird aktiviert.
- Musikalische Aspekte wie Intonation, Gehörbildung und Rhythmus werden ohne Instrument auf spielerische Weise trainiert.
- Konzentration und innere Ruhe werden unterstützt.
- Die Beziehung zur Lehrkraft sowie zu den anderen Spieler*innen (im Falle eines Gruppenunterrichts bzw. einer Probe) wird positiv gestärkt.
Diese vier Aspekte fördern ein ganzheitliches Instrumentallernen (kognitiv sowie körperlich) in konzentrierter und positiver Stimmung – genau das, was wir uns alle wünschen!
Die Übungen sind für alle Instrumente geeignet und decken alle Unterrichtsformen vom Einzel- bis zum Gruppenunterricht in verschiedenen Größen ab.
Wie wir das Buch als Instrumentallehrer*innen benutzen können
Am Ende des Buchs befindet sich eine sehr praktische Übersichtstabelle. Sie zeigt uns, welche Übung für welche Wirkung bei welcher Unterrichtsform (Einzel-, Zweier- oder Gruppenunterricht) und für welches Alter geeignet ist.
Wenn ich beispielsweise ein fünfjähriges Kind im Unterricht habe, das gerade ganz zerstreut ist, kann ich direkt die passende Übung in der Tabelle finden – in diesem Fall die Nr. 32, „Willi Wups”.
Stehe ich vor drei 9-jährigen Schülerinnen, die ein Trio spielen sollen, aber nicht das gleiche Tempo halten können, finde ich schnell die passende Übung – in diesem Fall die Nr. 30, bei der ich auch mitmache.
Allerdings sind die Übungsanleitungen kaum bebildert und nicht in einer kinderfreundlichen Sprache geschrieben. Lehrkräfte, die das Buch „spontan” benutzen wollen, sollten die Übungen bereits praktiziert und sich die Anleitungen angeeignet haben, um sie den jeweiligen Schüler*innen anpassen zu können.
Meine Meinung und meine Tipps
Ich finde dieses Buch wunderbar, da es alle wichtigen Aspekte des Instrumentalunterrichts auf knappe, zielgerichtete und praxisorientierte Weise abdeckt.
Allerdings sollten wir Pädagog*innen bei der Einführung von Körperübungen konsequent und strukturiert vorgehen, damit sie eine nachhaltige Wirkung haben.
Meine zwei Tipps dafür:
- Eine Übung für die ganze Klasse mindestens zwei Wochen* lang durchführen. So bekommen wir die notwendige Routine in das Anleiten (welcher Wortschatz ist für welches Alter angemessen) und erfahren, wie vielseitig die Übung ankommen kann (hier spricht die Yogalehrerin in mir!).
- Den Namen der Übung auf die Tafel im Raum schreiben, damit alle Schülerinnen wissen, dass alle die Übung diese Woche machen müssen/dürfen. Nach ein paar Wochen schauen die Schülerinnen automatisch auf die Tafel und helfen uns so, die Übung nicht zu vergessen!

Wenn wir uns eine Übung angeeignet haben, können wir sie in Zukunft spontan und nach Bedarf benutzen, während eine andere Übung geplant und getestet wird.
Eine konsequente Durchführung von Körperübungen gibt uns paradoxerweise mehr Freiheit und Vielfalt in der Unterrichtsgestaltung!
*Warum zwei Wochen? Falls jemand krank ist, wird er oder sie die Übung in der darauffolgenden Woche doch auch machen. So weiß ich als Lehrkraft, dass alle Schüler*innen die Übung mindestens einmal gemacht haben, und ich kann darauf aufbauen.
Die Autorinnen
Die Autorinnen Barbara Busch und Barbara Metzger sind Koryphäen der Musikpädagogik, was sich in der Qualität des Buchs widerspiegelt.
Barbara Busch ist Professorin für Musizierpädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.
Barbara Metzger hatte eine Professur für EMP an der Hochschule für Musik Würzburg inne und ist als Referentin in der Fortbildung tätig.
Details
Das Buch ist ein Sonderheft der Zeitung « Üben und Musizieren » und ist beispielsweise hier für 24,50 € erhältlich.
Mehr Werkzeuge für den Instrumentalunterricht finden Sie auf dem Blog, in meinen Ebooks oder in meiner Fortbildung „Körperarbeit im Instrumentalunterricht„.
Um alle Fortbildungstermine per E-Mail zu bekommen, können Sie sich kostenlos zum Ipaia Newsletter anmelden.
Bis bald!
_____________
Fanny Mas