Situation: Sie unterrichten ein Instrument, dass am Sitzen gespielt wird und Ihre Klasse besteht aus Schüler*innen von 5 bis 70 Jahre alt. Die richtige Sitzhaltung für Ihr Instrument bedeutet, dass die Oberschenkel parallel zum Boden sind und, dass die Knie und Schienbeine einen rechten Winkel bilden.
Problem: Finden Sie eine ergonomische Sitzmöglichkeit, die eine gute Haltung am Instrument ermöglicht, keine Sturzgefahr induziert und für alle Schüler*innen passt.
Lösung: _________
Zugeteilte Zeit: Bis zum Ende Ihrer Karriere.
Hier eine Liste von Lösungen, die ich selber ausprobiert habe, die ich aber nicht empfehlen kann. (Das ist gemein.. aber keine Sorge, die ideale Sitzmöglichkeit für den Unterricht stelle ich im nächsten Artikel vor!)
Die Klavierbank: Sie hat den Vorteil, dass man sie in fast allen Unterrichtsräumen finden kann. Sie ist aber oft schwer, was dazu führt, dass man sie nicht so gerne bewegt – also dass der Unterricht wenig flexibel ist.
Und, obwohl die Höhe verstellbar ist, reicht die niedrigste Stellung für die kleinsten Schüler*innen meistens nicht.
Der runder, drehbarer Klavierhocker: Oft leichter als die Klavierbank und ebenfalls verstellbar, der Klavierhocker ist wegen seinen drei Beinen eher unstabil. Seine grösste Schwäche: Ist er nicht ganz unten oder ganz oben festgeschraubt.. dann ist er eben nicht festgeschraubt. Haben Sie schon versucht ein ernstes Gespräch mit einem Kind, das sich ständig auf seinem Bürostuhl dreht, zu führen? Dann wissen Sie warum « festgeschraubt » so wichtig ist! Ein Luxus ist es aber, wenn der Hocker in der gleichen Tonart wie das gespieltes Stück quietscht..
Der Stuhl, der einfach da stand: Ist die Sitzfläche waagrecht? Ist die Sitzfläche gepolstert? Hat der Stuhl eine Rückenlehne? Wenn ja, ist die Rückenlehne gerade? Hat der Stuhl Armlehnen? Rollen? (Gleiches Beispiel wie oben, nun mit einem Kind, das auf einem Bürostuhl mit Rollen sitzt..)
Angenommen Sie haben Glück: Der Stuhl, der einfach da stand, hat weder Armlehnen noch Rollen. Die Sitzfläche ist nicht gepolstert, die ist sogar waagrecht und die Rückenlehne ist leicht nach hinten geneigt. Jedoch ist seine Höhe nicht verstellbar. Sie müssen also mehrere von diesen Stühlen finden, mit verschiedenen Höhen. Die Möglichkeit, dass sie stapelbar sind, ist sehr gering: Ihr Raum ist voll von Stühlen. Ausser, wenn Sie Bretter benutzen…
Die Bretter: Eine Sammlung von Brettern ist definitiv platzsparender als eine Sammlung von Stühlen. In diesem Fall gibt es in Ihrem Raum den einen perfekten Stuhl, der ohne Zubehör für Erwachsenen geeignet ist. Alle Schüler*innen, die für den Stuhl zu klein sind, bekommen ein Brett (oder ein paar gestapelte Bretter, je nach Schienbeinlänge) unter den Füssen gestellt.
Sie haben im Hinterkopf, dass der Boden unter ihren Füssen unstabil ist, bleiben also eher statisch und müssen vorsichtig aufstehen.
Manche kreative und begeisterte Eltern bauen ein Brett « nach Mass », das aber wahrscheinlich zuhause bleibt und bei jedem Wachstumsschub neu gedacht sein muss.. was die Situation im Unterrichtsraum nicht deutlich verbessert.
Meckerei beiseite: Es gibt zum Glück Musikschulen bzw. Musikinstitutionen, die Lösungsorientiert sind und den Bedürfnissen der Lehrer*innen nachkommen. Diese müssen nicht « basteln », fühlen sich in ihrem professionellen Alltag respektiert und können sich auf instrumentalspezifische Aspekte konzentrieren.
Sollte es in Ihrer Musikschule (noch) nicht der Fall sein, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig darüber zu kommunizieren und die Leitung bzw. die Kolleg*innen dafür zu sensibilisieren. Es ist selbstverständlich: Gute Werkzeuge ermöglichen eine gute Arbeit. Es muss nur klar sein bzw. werden, dass der Stuhl zu den pädagogischen Werkzeugen gehört, so wie das Instrument, die Noten oder der Notenständer.
Wir treffen uns im nächsten Artikel um eine tolle Lösung für den Unterrichtsraum zu entdecken.
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